Mitte des letzten Jahres ist in Deutschland das sogenannte Nebenkostenprivileg abgeschafft worden – ein herrlich deutscher Begriff. Gemeint ist damit, dass Vermieter inzwischen nicht mehr die Gebühren für das Kabelfernsehen über die Miete abrechnen dürfen. Anbieter wie Vodafone schalteten schnell in den Panikmodus, um weiterhin um die Gunst der Kunden zu buhlen. OTT-Dienste wie waipu.tv frohlockten hingegen. Offenbar hat sich aber am Markt gar nicht einmal so viel getan, wenn man den Zahlen der AGF Videoforschung traut.
Letztere beschäftigen sich seit rund drei Jahrzehnten mit der Messung von TV- und Onlinevideo-Reichweiten. Erhoben haben sie die Zahlen, welche aus dem Herbst 2024 stammen, gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen Kantar. Da muss man also auch etwas vorsichtig sein, denn sie sind durch eine Haushaltsumfrage zustande gekommen. Demnach wussten 92,6 % der befragten und betroffenen Miet-Haushalte inzwischen vom Wegfall des Nebenkostenprivilegs. Im Frühjahr waren es nur 53,4, %, sodass sich das Ganze dann doch deutlicher herumgesprochen hat.
62,1 % der Haushalte haben dabei auch schon einen neuen Kabelvertrag abgeschlossen. Weitere 6,8 % sind stattdessen auf alternative Empfangsarten umgestiegen. Und 4,3 % mussten ohnehin nicht handeln, da sie schon vorher auch mit einer zusätzlichen Empfangsart ausgestattet gewesen sind. Dazu kommen jedoch 26,6 Prozent der befragten Haushalte, die von der Abschaffung des Nebenkostenprivilegs betroffen sind, sich aber nicht weiter um den TV-Empfang gekümmert haben. Das kann freilich mehrere Gründe haben.
Auch ohne Kabelvertrag bleibt meistens der Empfang erhalten
So wird es sicherlich Menschen geben, die schlichtweg heutzutage kein Interesse mehr am linearen Fernsehprogramm haben – dazu zähle z. B. auch ich selbst. Allerdings sieht es auch so aus, dass auch ohne einen aktiven Kabelvertrag meistens der Empfang weiterhin erhalten bleibt. Tatsächlich gaben nämlich lediglich 10,3 Prozent der betroffenen Haushalte an, kein Kabelfernsehen mehr empfangen zu können. Das hat den Grund, dass die Kabelanbieter in der Praxis kaum wirklich Anschlüsse abklemmen.
Zum einen ist das so, weil die Abschaltung relativ aufwändig ist und vor Ort durchgeführt werden muss. Zum anderen zaudern die Anbieter wie Vodafone damit, da sie in Konflikt mit den Free-TV-Partnern geraten könnten, würden sie etliche, ehemalige Kabelkunden einfach vom Netz nehmen. Das könnte durchaus einen merklichen Reichweitenverlust für die Sender bedeuten. Und letztere stehe ohnehin dadurch unter Druck, dass immer mehr Werbetreibende ihr Budget bei Streaming-Anbietern und FAST-Plattformen investieren.
Wenig begeistert sind davon natürlich Anbieter wie die Telekom mit MagentaTV. Diese hatte schon in der Vergangenheit von z. B. Vodafone gefordert, endlich tätig zu werden, damit die Kunden sozusagen für den Markt „freigegeben“ werden.
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